Triest bzw. Trieste - ein charmantes Konglomerat aus Österreich und Italien ...
und das sieht, fühlt und schmeckt man, denn über 600 Jahre lang war Triest die wichtigste Hafenstadt der Habsburger. Mariolina, eine Italienerin aus Rom, erklärte mir einmal, Friaul sei nicht Italien. Tatsächlich erinnert vieles an Österreich, die unsichtbare Nabelschnur zu Wien zieht sich durch Architektur, Kaffeehäuser und Küche.
Bei einem Urlaub in Friaul lernte ich in der kleinen Pension einmal einen alten Herrn aus Triest kennen, der mir stolz sein Album mit Bildern seiner Wohnung zeigte. Neben einer Büste des Kaisers auf seiner Kommode befanden sich viele Andenken und Bilder aus der Zeit der Habsburger, die er bewunderte. Es war rührend und so hatte ich das bei uns noch nie erlebt.
Im Hafen der "Stadt des Kaffees" werden Kaffeebohnen aus der ganzen Welt umgeschlagen und in den zahlreichen Kaffeehäusern, die mit ihren Jugendstil-Interieurs an Wien erinnern, kann man das fertige Produkt in seiner besten Form genießen. Und blickt man in die Kochtöpfe der zahlreichen Trattorias gehören Kaiserfleisch, Gulasch und wurstel con crauti zu den Gerichten, die auf den Speisekarten nicht fehlen.
Kurios ist Triest, weil es sich eine eigene Kaffee-Sprache zugelegt hat, denn wer zum kleinen Schwarzen epresso sagt, outet sich auf der Stelle als Tourist. Hier heißt er nämlich nero, ein macchiato - in kleiner Tasse mit Milch - wird in Triest capo genannt und im Glas serviert wird er zum capo in bi. An das sollte man unbedingt denken, wenn man im berühmten Caffè degli specchi dem kultivierten Kaffeegenuss frönt.
Die zierliche alte Dame im Bild ist hier Stammgast und es war höchst amüsant, wie charmant der Ober ihre resoluten Wünsche parierte. Später zog sie auch uns in ihre Unterhaltung und erzählte, dass ihr verstorbener Mann Sizilianer sowie Oberst bei den Carabinieri war und krankhaft eifersüchtig gewesen sei. An dem Thema Eifersucht beteiligt sich dann auch noch ein junger Kellner, der uns den nero servierte und outete sich lachend als ebenfalls eifersüchtiger Sizilianer, wenn es sich um sein Mädchen handeln würde.
Nostalgie findet man auch auf den Sessellehnen des Caffè degli Specchi, die der Doppel-Adler der Habsburger ziert oder wie hier vor einer Bäckerei, wo der Kaiser höchst persönlich als Liebhaber für Brezeln wirbt.
Die beiden Frauenskulpturen von Todi Fiorenzo Bacci sollen an die Landung der Bersaglieri am 3. November 1918 im Hafen von Triest erinnern und an die Leidenschaft, mit der die Mädchen von Triest, mit vom Wind zerzaustem Haar, an der italienischen Fahne nähen.
Nicht nur Rilke Liebhaber wandern den wunderbaren Karstweg von Triest nach Duino, immer den Klippen entlang mit Blick auf das Meer. Der Dichter Rainer Maria Rilke soll ihn auch gegangen sein, als er Gast bei der Gräfin auf Schloss Duino war und hier, inspiriert von den überwältigenden Ausblicken, seine Duineser Elegien geschrieben hat.
Der steinige, teilweise aus dem Fels geschlagene, Weg verlangt gutes Schuhwerk und stolpern sollte man möglichst auch nicht. Immer wieder blieb ich fasziniert von dem wunderschönen Panorama stehen. Beim Anblick der Überreste von der Burgruine der "weißen Dame", rufe ich mir die Sage davon in Erinnerung, nach der soll sich die junge Schlossherrin auf der Flucht vor ihrem ungeliebten Mann ins Meer gestürzt haben.
Schließlich stehe ich vor dem großen Eingang zum Schloss Duino, das von der italienischen Linie der Thun und Taxis - Torre e Tassi -bewohnt wird. Sie haben sich einst um das Postwesen in der k.u.k. Monarchie bemüht und ich frage mich, ob Taxis deshalb Taxis heißen?
Rainer Maria Rilke - lasst euch auf seine Texte ein, ganz nach dem Motto: "Du musst das Leben nicht verstehen, dann wird es werden, wie ein Fest."
Von der Kunst, Gefühle in Worte zu fassen.
Marilyn Monroe las ihn, Gerhard Schröder rezitierte ihn, Oliver Kahn interpretierte ihn, Xavier Naidoo sang seine Verse und Lady Gaga gehen seine Texte unter die Haut.
Der feinfühlige Dichter ist auch fast 100 Jahre nach seinem Tod aktuell und darf mit Recht ein Schriftsteller der Moderne genannt werden.
Unser Wille ist nur der Wind, der uns drängt und dreht; weil wir selber die Sehnsucht sind, die in Blüten steht. Die Frau hat seit Jahrhunderten die ganze Arbeit in der Liebe geleistet. Die Freude ist ein Moment, unverpflichtet, von vornherein zeitlos, nicht zu halten, aber eigentlich auch nicht wieder zu verlieren. Je mehr Liebe man gibt, desto mehr besitzt man davon. Darin besteht die Liebe, dass sich zwei Einsame beschützen und berühren und miteinander reden. Rilke - Sprüche
Meine Tip1 für dich: Wenn du gerne im Zentrum von Triest wohnen willst, benütze die Parkgarge in der Nähe des Bahnhofs, denn Parkplätze sind Mangelware.
Mein Tipp 2 für dich: Triest ist eine Stadt am Meer und es gibt noch in einigen Fischlokalen die antike Tradition des "pesce povero". An der Speisetafel steht das, was die Fischer in der Nacht zuvor gefangen haben.
Im Lokal El Fornel im Herzen der Altstadt, taucht man in diese uralte Atmosphäre ein. Hier wird man nach alter Tradition lächelnd von der Bedienung nach der Bestellung aufgefordert, sich Teller und Besteck aus dem Schrank und das kostenlose Wasser vom Bürgermeister zum Wein selbst vom Wandbrunnen zu holen.
❤️ Ich kann euch versichern, ihr werdet herrlich speisen und genießen, was euch im El Fornel serviert wird!
Das El Fornel befindet sich in der via dei Fornelli - (wenn ihr vor dem Rathaus steht, geht es rechts davon zum Lokal)
"Boun appetito!" wünscht euch
Elma
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