Das einzigartige Meisterwerk mit Weltgeltung - Castel del Monte ...
Allein in Apulien, der Lieblingsregion seines großen Reiches, ließ Friedrich II von Hohenstaufen insgesamt 68 Burgen und 42 Paläste als Jagdschlösser bauen. Aber mit Castel del Monte setzte er den Goldenen Schnitt in Stein um. Der Kreis, als Symbol vom innersten Selbst, das die Gesamtheit des psychischen Lebens des Menschen ausdrückt, während das Quadrat die Gesamtheit des Körpers und der materiellen Welt symbolisiert.
Eine Burg wie eine wunderschöne Blume, die in der Sonne einem Stein entspringt und, die den Humanismus seines Gründers widerspiegelt - Friedrich II von Hohenstaufen.
Bei den Entwürfen seiner Burgen erkennt man Friedrichs Liebe zur Kunst, seine Leidenschaft für Astronomie und Astrologie. Er nützte die Technik und den Stil von Klöstern, wie Spitzbogen und ließ sich von arabische Lösungen inspirieren, die er auf seinen vielen Reisen kennengelernt hatte. Schließlich erreichte er mit Castel Monte die größte formale Vollkommenheit. Den Spiegel seiner vielseitigen Persönlichkeit.
Jetzt im Frühjahr, wenn die Wiesen bunt und die Bäume sich im grünen Blätterkleid zeigen, ist Apulien ein guter Reise-Tipp, um den Spuren dieses mythischen Kaisers zu folgen, der uns auch nach mehr als 800 Jahren noch immer fasziniert.
Vor mehr als 800 Jahren musste die hochschwangere Konstanze von Altavilla in der kleinen Stadt Jesi ihre Reise nach Palermo unterbrechen. Ihr Kind hatte es eilig auf die Welt zu kommen und als keine angemessene Unterkunft zu finden war, ließ sie am Hauptplatz ihr Zelt aufstellen. Als Tochter von Roger II erbte sie das Königreich Sizilien und war seit neun Jahren mit dem, um 10 Jahre jüngeren deutschen Prinzen Heinrich von Hohenstaufen verheiratet. Jetzt mit 40 Jahren erwartete sie ihr erstes Kind. Es gab viel Gemunkel und böswilliges Gerede deswegen, weil ihre Schwangerschaft so unglaublich war. Also ordnete die Kaiserin an, das ihr Gefolge, der Adel und ihre Untertanen sowie der Klerus anwesend sein sollten, um die Glaubwürdigkeit ihrer Entbindung zu bezeugen. Jeder verheirateten Frau wurde Zugang ins Zelt gewährt, als Konstanze am 26. Dezember 1194 ihr Kind gebar. Anschließend wurde ihr Sohn allen Anwesenden auf dem Marktplatz gezeigt, danach enthüllte sie öffentlich ihre mit Milch gefüllten Brüste und stillte ihr Baby vor der staunenden und johlenden Menge.
Zwei Jahre später ließ Heinrich seinen Sohn feierlich in Assisi in Anwesenheit vieler Vasallen und Kardinälen auf den Namen Friedrich Roger taufen. Friedrich nach dem Willen des Vaters, um seinen Sohn deutsch erziehen zu lassen und Roger nach dem Willen der Mutter, um seine italienische Abstammung hervorzuheben.
Mit 4 Jahren wurde Friedrich elternlos und erbte sowohl das Heilige Römische Reich sowie das Königreich Sizilien. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in der, von arabischen Einflüssen stark geprägten Stadt Palermo, und das war ein maßgeblicher Faktor zur Bestimmung seiner Persönlichkeit.
Friedrich oder Federico war schon mit 12 Jahren imstande dem Prälaten Gualtieri Respekt einzuflößen, nicht nur durch seine äußere Erscheinung - er war gut gebaut, hatte einen stolzen Ausdruck und eine sehr ausgeprägte Persönlichkeit -, sondern vor allem durch seinen Blick, der sehr intensiv, ausdrucksvoll, magnetisch und blitzend war. Federicos Blick flößte Männern Ehrfurcht ein und bei den Frauen löste er Leidenschaft aus. Er hatte die schönen, schlanken Hände eines Künstlers, stark und zart wie die seines Großvaters Barbarossa. Sie waren genau so geeignet ein Schwert, aber auch die Feder zu zücken, einen Hammer zu ergreifen oder eine Frau zu streicheln.
Um sich in seinem großen geerbten Reich zu behaupten, setzte der jugendliche Federico seinen ganzen Charme, seine Kultur sowie seinen Großmut ein, um der Widerlichkeit, Grobheit sowie Gewalttätigkeit, der Arroganz und Habgier seiner starken Gegner entgegen zu wirken. So eroberte er die Herzen seines Volkes und man sah in ihm "den Weisen Jungen aus Apulien", einen von Gott Gesandten, der schon mit seinem Antlitz Freude bereitete.
"Der Kaiser Friedrich, mit seinem edlen und redlichen Geist, verhielt sich bis das Schicksal es erlaubte, wie ein wahrer Mann, der tierisches Verhalten scheute." Dante Alighieri
Unsere erste Rundreise durch Apulien machten wir mit dem Auto und wählten als erstes Ziel Bari. Dann ging es weiter nach Monopoli, Alberobello, Ostuni, Lecce, und zum südlichsten Punkt des Stiefels - Santa Maria di Leuca, Gallipoli, Matera, Castel Monte ...
Bei unserer zweiten Reise buchten wir einen Flug von Wien nach Bari und wohnten dort im historischen Zentrum.
Die Basilica di San Nicola in Bari beherbergt einen Teil der Reliquie des Heiligen Nikolaus. Seefahrer aus Bari hatten diesen in der heutigen Türkei gestohlen. Nach Streitigkeiten mit Venedig um die Reliquie setzte sich Bari durch und gründete dafür eine neue Kirche.
Die pittoreske Altstadt von Bari mit ihren unzähligen schmalen Gassen, historischen Gebäuden und kleinen Lokalen begeistert ihre Besucher.
Von Bari aus als Stützpunkt, besuchten wir viele historischen Städte der Küste entlang, wie Trani, Barletta, Monopoli, Andria ... und benützten dazu ausschließlich den Zug. Italien hat ein dichtes Bahnnetz und die Tickets sind obendrein sehr günstig!
Der 4,50 Meter hohe Koloss von Barletta, vor der Basilika Santo Sapolcro stellt den römischen Imperator Teodosia II dar. Der Legende nach wurde die Statue von den Venezianern am Strand zurückgelassen, nachdem die ihn zuvor bei der Plünderung Konstantinopels im Jahre 1204 mitgenommen hatten.
Das sehenswerte Kastell der Hohenstaufener in Barletta beherbergt eine Marmorbüste von Federico II unter dessen Herrschaft die Stadt ihre Blütezeit erlebte. Die riesige Burganlage diente auch den Kreuzrittern als Sammelpunkt vor ihrer Reise ins Heilige Land.
Alte Schallplatten als Untersetze für köstliches vom Kalb und Blattspinat auf unseren Tellern überraschten uns in einem kleinen Lokal.
Federico II war nicht nur sehr belesen, er schrieb auch wunderschöne Liebesgedichte, wie dieses hier an Bianca Lancia, die ihm 3 Kinder gebar und die er erst an ihrem Sterbebett zu seiner rechtmäßigen Frau machte.
Da es dir gefällt, Liebe, dass ich sie finde, werde ich mein Möglichstes tun, damit sie sich verwirklicht. Ich habe mein Herz gegeben um Euch, Madonna, zu lieben, und all meine Hoffnung ist die, Euch zu gefallen. Ich werde mich nicht zurückziehen vor Euch, edle Dame, da ich Euch zärtlich liebe, und Ihr mögt es, dass ich diese Absicht habe. Wert - das gebt Ihr mir, feine Dame, sodass mein Herz sich jetzt vor Euch verbeugt. Wenn ich mich verbeuge, habe ich Grund an solch eine zärtliche Liebe zu glauben, weil ich hoffe, und weiter hoffen werde noch meinen Mut unbekümmert und all meine Hoffnung zu wahren. Ich habe mich Euch liebend hingegeben, mit Eurer Zustimmung: und ich sehe Euer Antlitz, von Hoffnung erleuchtet, das Glück erwartend. Und ich vertraue Euch mit Freude ...
Apulien oder Puglia, wird in Italien oft in der Mehrzahl Puglie genannt. Der Grund: Das Territorium ist in der Vergangenheit tatsächlich von verschiedenen Kulturen bevölkert worden. Von den Byzantinern bis zu den Langobarden, Schwaben, Spanier, Franzosen ... Griechen, und alle haben ihre Spuren hinterlassen ... auch in der Umgangssprache, im Dialekt.
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Jetzt, wo sich bei uns der Frühling noch immer nicht so richtig traut, wirkt eine Reise in den Süden von Italien wie Balsam für unsere Seele!
❤️ lichst eure Elma!
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