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Ein Ausflug in den Zauberwald des Fürsten Vicino Orsini in Bomarzo ...


Das Lebenswerk Orsinis ist eine abenteuerliche und geheimnisvolle Welt, die uns staunen lässt, unsere Sinne täuscht und die Illusion einer aus den Fugen geratenen Gegenwelt mit Monstern und Fabelwesen erzeugt.



Der Sacro Bosco - Bomanzo

Bei diesem enormen Kopf eines Orkus kann man den versteinerten Schreckensschrei direkt fühlen und zögert unwillkürlich die Stufen hinauf in das Innere zu steigen. Wer mutig ist gelangt in einen Speisesaal mit einem großen Tisch und Bänken aus Stein, in dem einmal ausschweifende Festgelage des Fürsten Orsini stattfanden.



Fürst Vicini Orsini war ein gebildeter Mann, ein ausgezeichneter Kenner der antiken und zeitgenössischen Literatur, der Mythologie und Alchemie sowie Philosophie. Letztere war für ihn ein Synonym für Lebensfreude, Sinnlichkeit und Sexualität. Der Gegensatz zur Sinnesfeindschaft der katholischen Kirche. Sein Zaubergarten, abseits des Alltagsleben und der politischen Intrigen, war der ideale Ort seinem unabhängigen, freien Denken zu huldigen. Hier traf er sich mit seinen gelehrten Freunden, hier war es möglich der realen Welt zu entfliehen und sich verzaubern zu lassen. Nach dem Tod des Fürsten Vicini Orsini im Jahre 1585 kümmerte sich niemand mehr um den "Sacro Bosco" und er geriet für rund 400 hundert Jahre in Vergessenheit. Wiederentdeckt wurde der Monsterwald von Intellektuellen und Künstlern wie, Claude Lorrain, Johann Wolfgang Goethe, Salvadore Dali ... Giovanni Bettini und seine Familie begannen 1954 den, inzwischen ziemlich verwahrlosten, "Sacro Bosco" wieder Instand zu setzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der heutige Zustand des "Heiligen Waldes" mit seinem damals angestrebten Konzept, kann als verwirklicht betrachtet werden, einem zwischen Kunst und Natur, Augentäuschung und geistiger Verwirrung konzipierten Paradies auf Ewigkeit.


Der Sacro Bosco - Bomanzo

Der freundliche Drache mit seinen Schmetterlingsflügeln wiederum hat nichts diabolisches an sich. Er wirkt wie ein friedliches Fabelwesen aus der Märchenwelt auf uns.



Der Sacro Bosco - Bomanzo


Der alte, bärtige Neptun hat hier einen kleinen Delfin in der rechten Hand, der in der Mythologie einen besonderen Platz im Herzen der Götter einnahm und unter anderem ein Synonym für Klugheit, Schönheit, Intelligenz sowie Stärke und Lebensfreude darstellt.



Der Sacro Bosco - Bomanzo


In der Antike stellte der Elefant die Ewigkeit dar. Für einen Mann des Krieges wie Fürst Orsini, präsentierte er einen von Hannibals Kriegselefanten, der mit seinem Rüssel einen Römer zu Fall bringt.



Der Sacro Bosco - Bomanzo


Diese gigantische, ruhende Nymphe scheint zwischen Schlaf und Tod zu schwanken. Die puristische Göttin der Vegetation, zerrissen zwischen einer irdischen und einer göttlichen Liebe.



Der Sacro Bosco - Bomanzo


Proteus, der Meeresgott der griechischen Mythologie, besitzt die Fähigkeit jede Form von Wasser, Feuer oder Wind anzunehmen. Seine Kraft dazu würde ihm der irdische Globus mit einer Burg oben auf seinem Kopf verleihen.



Der Sacro Bosco - Bomanzo


Diese klassische Sirene in der Variante mit zwei Fischschwänzen sowie einige der monströsen Skulpturen im "Sacro Bosco" habe ich mir in meine neue Romangeschichte geholt.


Tatsächlich gibt es in Venedig einen düsteren, verlassenen Garten am Canal Grande, zu dem einst auch ein Palazzo gehörte. Im Jahre 1415 schenkte die Signora di Venezia dieses Anwesen einem gewissen Francesco Bussone, conte di Carmagnola, einem der größten Söldner Kapitäne, der sich im Dienste der Serenissima verdient gemacht hatte. Aber nach seinem siegreichen Kampf in Maclodio, befreite Carmagnola die gefangen genommenen Soldaten des Duca di Milano, bei dem er vorher im Dienst war. Er wurde vom Großen Rat verhaftet, verurteilt und später auf der Piazza San Marco geköpft.

Sein Palazzo hatte anschließend verschiedene Besitzer. Als er der berühmten Aristokraten-Familie Contarini gehörte, wurde er durch einen Brand völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Was bis heute erhalten blieb, ist der Garten.



Vittoria erkundet einen weiteren unbekannten Teil des Gartens und genießt die Stille um sie, lauscht auf das Zirpen und Summen der Insekten, als würde sie in eine andere Welt eintauchen. Sie spaziert einen Weg entlang, der von steinernen Pinienwipfel gesäumt an einem weiblichen Wesen mit nacktem Oberkörper vorbeiführt, bevor er einen Bogen nach links macht. Ohne Scham und herausfordernd präsentiert diese Sirene ihren dicht behaarten intimsten Körperteil mit weit gespreizten Beinen. Eine selbstbewusste, variantenreiche Nixe mit zwei Fischschwänzen, statt einem. Später bewundert sie die Göttin der Fruchtbarkeit, Ceres, wunderschön mit langem, welligen Haar und einer großen Schale auf dem Kopf. Das schleierartige Kleid lässt viel von ihrem nackten Körper darunter erahnen, die vollen Brüste und den Oberschenkel vom Bein. Unwillkürlich denkt sie an den Todschlag des Conte in diesem Garten und fragt sich, ob auch sie sich mit den steinernen Monstern von vorhin daran beteiligt hat. Anschließend baut sie ihre Zeichenunterlage auf und skizziert die Göttin auf dem Sockel, die so lebendig auf ihre Bewunderer wirkt, als würde sie jeden Moment heruntersteigen. Im weichen Licht der schon tiefer stehenden Sonne wirkt sie stolz, wollüstig und unerreichbar. Als sie ihre Skizze beendet hat, packt sie mit einem Blick auf die länger werdenden Schatten ihre Utensilien zusammen, um sich auf den Weg zu machen. Nachdenklich sinniert sie über die intensive Suggestion ihres Rundganges in diesem Garten nach, den über allem schwebenden Zauber und den künstlerischen Ausdruck der Skulpturen. Das alles macht diesen Ort zu etwas, das nur sich selbst gleicht und nichts anderem. Das Gefühl, dass man sie dabei beobachtet, folgt unmittelbar darauf. Sie hebt den Kopf und bemerkt einen Schatten, der zwischen den hohen Eiben zu verschwinden scheint ...

📚 Auszug aus meinem neuen Roman: "Die Porzellanmaske aus Venedig"



Elma's Poesieblumen

Mein Tip für dich: Das Schloss des Fürsten Orsini in dem auf einem Hügel gelegenen kleinen Ort Bomarzo kann man nicht besichtigen, aber ein Rundgang durch die kleinen Gassen lohnt sich allemal. Wenn du ein nettes Lokal suchst, wo man gut isst, empfehle ich dir das "Il Quadrifoglio", im Süden und etwas außerhalb des Ortes mit Terrasse und Garten.



Mein Reisetipp - unbedingt diesen besonderen Wald mit seinen Geheimnissen, Fabelwesen und schönen Göttinnen besuchen, wenn du im Süden von Umbrien oder der Toskana unterwegs bist. Ich denke, es gibt nicht Vergleichbares!


Eure Elma




Italien Besonderheiten







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Mein Autoren-Ich 

Der Wunsch, einmal selbst ein Buch zu schreiben setzte sich wie eine Vision in meinem Kopf fest, als ich vor Jahren für meine Freundinnen ein schmales Buch vom italienischen ins deutsche übersetzte.

Keine Beiträge und
Romanfolgen verpassen.

Danke für die Nachricht!

Mein Erzähler-Mix:
Inspiration, Realität, Fiktion, Recherche und Fantasie.

Ich kann nicht sagen, was genau mich zu
meinen Geschichten inspiriert.

Ist es der Ort, eine interessante Begegnung,
die erlebte Situation oder ein fesselndes Gespräch, vielleicht ein Zusammentreffen
mit außergewöhnlichen Menschen ...

 

Tatsächlich beobachte ich gerne mein Umfeld! Sitze auf der piazza bei einem caffè semplice, esse in einer der kleinen Osteria's ein 
pranzo di lavoro, wo sich Arbeiter und

Bankangestellte den Tisch teilen oder höre den mercantini auf den Wochenmärkten zu, eine ganz spezielle italienische Besonderheit.

Die venezianische Porzellanmaske

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Fortsetzungsroman
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