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Wer italienischen caffè verstehen will, muss ihn in den Kaffeehäusern erleben,


... die Kaffee zu dem machten was er heute ist. Ein Lebensgefühl und eine Lebenseinstellung, die das gesamte Land durch alle Regionen, alle Andersartigen, alle politischen Lager, alle gesellschaftlichen Gruppen verbindet und nun der Motor der weltweiten Kaffeebewegung geworden ist. Eine Italien Besonderheit, die man schätzt und liebt.


Enrico Falqui, der Literaturkritiker, hat einmal geschrieben:

"Ein Caffè hat immer auch etwas von einem Hafen und einem Bahnhof, von einem Salon und einem Club, von Enge und Weite, von einem Beobachtungsposten und von einem Versteck, von einem Hinterzimmer und einem Schaufenster. Und das gilt es unbedingt zu bewahren!"





Willkommen mit einem Hauch Turiner Aristokratie! Das Mulassano in Torino ...


Hier unter den Arkaden der Piazza Castello stauen sich zeitweise die Touristen, um einen Blick in das wunderschöne Schmuckkästchen Mulassano zu werfen oder ein Foto zu machen.


Ich hatte mir vorgenommen auf jeden Fall hineinzugehen und wenn ich in einer Menschenschlange darauf warten müsste. Aber welch ein Wunder, es war in diesem Augenblick leer und ich konnte mir sogar den Tisch aussuchen.


Das Caffè Mulassano ist auch wegen seiner großen Anzahl wunderbarer Kreationen dieser speziellen und typisch italienischen Art des Sandwiches bekannt. Hier wurden die tramezzini sozusagen im Jahre 1925 erfunden! Gabriele D'Annunzio, der Schriftsteller und Dichter soll sie so getauft haben und das englische Wort Sandwich gegen das italienische tramezzini ausgewechselt haben. Weil dieser kleine Imbiss den Zeitraum zwischen Frühstück und Mittagessen in der Mitte teilt.


Alles gute Gründe diesem charmanten Caffè mit gerade mal 38 m2 in meinem neuen Roman, "Die Flucht der Marionette", eine Szene zu widmen: Meine Romanheldin, Fiorella Betozzi, betritt mit ihrer Großmutter das Mulassano.


Nonna Rossella begrüßt freudestrahlend die ältere Dame hinter der großen, nostalgisch aussehenden Kasse, die bestimmt genau wie die Stadt Torino ein modernes Innenleben hat: "Carissima Ella, darf ich dir meine Enkelin Fiorella vorstellen!" Die etwas mollige Dame verlässt daraufhin fast tänzelnd ihren Platz, umarmt Rossella und drückt anschließend auch deren Enkelin an ihre gutgepolsterte Brust. Als die beiden später an dem Tischchen am Fenster Platz nehmen, erklärt Rossella zufrieden: "Ich finde ja, das ist der beste Tisch hier!"

Ich gebe ihr recht, denn von diesem Platz aus kann man die Eilenden und Flanierenden in den Laubengängen gut beobachten, während man die angebotene Köstlichkeiten genießt.


Am Ende und als sogenannten Höhepunkt genießen meine Romanheldin und ihre Großmutter den berühmten, unwiderstehlichen bicerin, ein ganz spezielles Elixier!

Also bestellte ich mir auch diesen himmlischen Abschluss - geschmolzene Schokolade, Espresso, Milch und Obers.





Es gibt keine einheitliche italienische Definition für espresso und dennoch besteht die DNA dieses Getränkes über ganz Italien hinaus in seinem Konsummoment.

Auch gibt es keine einheitliche Mischung, keine universell gültige Röstung, Vermahlung, Verdichtung, Extraktion, auch keine Einheit über die Länge oder Intensität des Getränkes, noch darüber, ob und wenn ja, wie der Espresso um weitere Zutaten ergänzt wird.

Italiens Kaffeehäuser sind die wesentlichen Grundpfeiler ihrer Kaffeekultur, die aktiv als Botschafter die Beliebtheit und Bekanntheit des braunen Getränkes vorantreiben.


Bei Fiorellas Lehrgang zur Signora Barista in Treviso schloß Signor Simon Castelli damals seinen leidenschaftlichen Vortrag mit den Worten: "Und bis heute werden sie nicht müde, caffè, seine Zubereitung und seinen Genuss immer wieder neu zu erfinden, ohne dabei das Wesentliche, den Geschmack, außer Acht zu lassen!"


In Lecce entdeckte ich eine Caffèbar, deren große Fensterscheiben mit vielen Kaffeesprüchen verziert war:

Sprüche wie ... Ein Espresso - scheint einfach zu sein, ist aber das Schwierigste auf der Welt. Denn caffè ist eine Mikrowelt, eine in 30 Sekunden zu lesende "Göttliche Komödie", ein sinnliches Kaleidoskop.

Caffé ist Balsam für das Herz und den Geist!

Gloria daher dem Kaffee, besungen von den Poeten, verkostet von großen und kleinen Menschen, die in seinem Aroma für einen Moment, Erleichterung, Klarheit und Kraft finden.





Torino hat nicht nur wunderschöne Kaffeehäuser, sie ist auch höchstwahrscheinlich - mehr als Napoli oder Trieste - DIE italienische Hauptstadt des caffè.

Niemand würde Torino die Rolle als Geburtsstadt des espresso abstreiten können. Und niemand könnte sich mehr als Turin seiner vielen Kaffee-Geschichten rühmen. Schließlich begann alles bereits 1628!


Kaffeehäuser wirken mit ihrer großen Tradition der Gastlichkeit wie ein sicherer Hafen in der städtischen Navigation. Eine Zuflucht für eine Pause, für das Anhalten der Zeit, für einen Augenblick des Atemholens.

König Albert von Piemont-Sardinien soll sich morgens vor seinen Audienzen immer erkundigt haben, worüber im Caffè Fiorio (Bild) gesprochen würde, da es zur damaligen Zeit als Treffpunkt der einflussreichsten Vordenker galt.


Und nur in Turin wurde ich einmal gefragt, als ich mir einen caffè semplice bestellte: arabico o robusta?

Weil bei den Differenzen des caffè semplice, des einfachen, die Mischung eine fundamentale Rolle spielt. Im Norden bevorzugt man die Sorte arabico, weil der Geschmack weniger stark ist, hingegen ist die Sorte robusta sehr beliebt im Süden. Einer in Venezia kann demnach sehr verschieden sein von einem, den man in Roma oder Napoli trinkt.




Wie jeden Mittwoch trifft sich eine ältere Damenrunde in Fiorellas Caffè, um ihre Kaffeeverführungen zu genießen und sie statten sich für dieses Ereignis elegant gekleidet und Schmuck behangen aus. Dabei verkosten sie mutig jedesmal eine andere Variation, deren Auswahl sie dem Zufall eines gezogenen Loses überlassen. Beim letzten Mal war es die Kaffeespezialität, "Caffé Leccese", aus Apulien, bei dem zuerst zerstoßenes Eis mit Mandellikör in die Tasse kommt und danach, als Finale, ein starker Espresso der Sorte robusta hinzugefügt wird. Alle trinken denselben caffè, bei den süßen Törtchen sind aber verschiedene Variationen erwünscht.






Na, da gäbe es ja noch viel zu erzählen! Vielleicht ein anderes Mal? Teilt ihr mir eure Meinung mit? Wie wäre es mit einem tollen Kaffee-Rezept?



Der bicerin aus Torino wird in Gläsern serviert


Für 6 Personen

200 ml Espresso

2 Kaffeelöffel Zucker gestrichen voll

200 g geschmolzene dunkle Schokolade

50 ml Milch

100 ml Obers


In einer Schüssel das Obers mit dem Zucker leicht aufschlagen. Dann in die geschmolzene Schokolade vorsichtig einrühren. Etwas davon für die Verzierung zu Seite geben.


Und jetzt kommt die Komposition des bicerin: Die Gläser zur Hälfte mit der Schokoladecreme füllen, den espresso dazugeben und gut mischen. Dann ein wenig von dem geschlagenen Obers darauf geben.


...mm, herrlich! Am Ende meiner Bücher gibt es immer Rezepte zum Nachmachen!


📕 Mit Auszügen aus meinem neuersten Schreibwerk: "Die Flucht der Marionette"


Italien Besonderheiten



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Mein Autoren-Ich 

Der Wunsch, einmal selbst ein Buch zu schreiben setzte sich wie eine Vision in meinem Kopf fest, als ich vor Jahren für meine Freundinnen ein schmales Buch vom italienischen ins deutsche übersetzte.

Keine Beiträge und
Romanfolgen verpassen.

Danke für die Nachricht!

Mein Erzähler-Mix:
Inspiration, Realität, Fiktion, Recherche und Fantasie.

Ich kann nicht sagen, was genau mich zu
meinen Geschichten inspiriert.

Ist es der Ort, eine interessante Begegnung,
die erlebte Situation oder ein fesselndes Gespräch, vielleicht ein Zusammentreffen
mit außergewöhnlichen Menschen ...

 

Tatsächlich beobachte ich gerne mein Umfeld! Sitze auf der piazza bei einem caffè semplice, esse in einer der kleinen Osteria's ein 
pranzo di lavoro, wo sich Arbeiter und

Bankangestellte den Tisch teilen oder höre den mercantini auf den Wochenmärkten zu, eine ganz spezielle italienische Besonderheit.

Die venezianische Porzellanmaske

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Fortsetzungsroman
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