Die venezianische Porzellanmaske Elma's Blog-Roman - 3. Folge
Kapitel1-2-1
Vittoria hilft Filippo in seiner bottega mit den Masken.
Niemand würde der zierlichen Vittoria die Kraft in ihren Armen zutrauen, mit der sie den elektrischen Rührstab hält. Der Lärm des Gerätes lässt die Luft in der kleinen Werkstatt vibrieren, während sich dessen Spirale kreisend in die zähe Tonmasse bohrt. Immer wieder stoppt sie, um die Konsistenz zu prüfen, gibt etwas Wasser dazu, denn das Ganze sollte eine homogene Masse ergeben. Als sie mit dem Ergebnis zufrieden ist, stellt sie die Maschine ab, schaufelt das Gemisch aus dem Kübel und platziert den Klumpen auf den Arbeitstisch, eine ehemalige Werkbank eines Schlossers. Filippo fand sie bei einem Trödler und deckte dessen raue Arbeitsfläche mit verschiedenen Resten von Marmorplatten ab.

Ihre Hände beginnen jetzt zu kneten und zu formen, drücken und streichen immer wieder über das Material bis sich die Masse geschmeidig anfühlt. Sie arbeitet mit dünnen Handschuhen, wie sie Chirurgen verwenden. Für sie ist wichtig, die Konsistenz zu fühlen, wie sie sich verändert und sich der grobe Klumpen zu einem Tonteig wandelt, aus dem sich ein Gesicht formen lässt. Es sollte das markante Gesicht eines Mannes entstehen, mit einem breiten Kiefer und ausgeprägtem Kinn.
Vorsichtig formen ihre Finger eine schlanke Nase, volle Lippen, streichen glättend über die Wangen und modellieren immer wieder nach. Anschließend arbeitet sie mit einem spitzen Holzstäbchen sorgfältig an den Augenformen, dem Wulst der Augenbrauen, den Mundwinkeln sowie Nasenlöchern, bis das was da entsteht ihrer Vorlage perfekt entspricht.
Nach vergleichenden und immer wieder prüfenden Blicken zwischen dem Foto und ihrer realisierten Version davon, nickt sie zufrieden. Anschließend wäscht sie sich die Hände, löst das Alabaster-Gipspulver im Wasser auf und lässt das dünnflüssige Gemisch durch ihre Finger über das Modell laufen. Geduldig wiederholt sie den Vorgang kontinuierlich und lässt es in jede noch so kleine Ritze sickern. Am Ende ist die ganze Skulptur in eine mehrere Zentimeter dicke Gips-Schicht gehüllt.
Jetzt muss Vittoria mindestens zwei Stunden warten, bis der Gips komplett trocken und hart ist. Wenn sie hinterher den Ton entfernt, ist zwar die mühevoll erarbeitete Skulptur zerstört, aber die Gipsform wird einen perfekten Negativabdruck davon wiedergeben.

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Roman in Fortsetzungen